Musikalische Mavericks

Als Maverick bezeichnete man in den Zeiten des wilden Westens ein Kalb, das sich nicht in die Herde eingliedern lässt und immer wieder ausreißt.

Als Ausreißer aus dem zuweilen etwas eintönigen Musikbetrieb lassen sich gewiss die Komponisten Charles Ives, Ben Johnston und Erik Satie bezeichnen. Ihnen ist ein höchst bemerkenswertes Programm von zwei Musikern gewidmet, die sich mit Musik von Außenseitern bestens auskennen: Die Sopranistin Irene Kurka beschäftigt sich neben dem großen Vokalrepertoire aus Barock, Klassik und Romantik immer wieder auch mit entlegenen Komponisten und Werken; der Pianist und Komponist Stefan Thomas fühlt sich selbst als komponierender 'Maverick' und ist es als Pianist des Ensembles Differance gewohnt, eigenwillige Stücke aufzuführen. Im Klavierhaus Then haben die beiden am 11. Februar 2011 Gelegenheit, sich einmal ausschließlich mit musikalischen Ausreißern, Außenseitern und Sonderlingen zu befassen !

Der berühmteste und bedeutendste aller musikalischen Mavericks war gewiss Charles Ives, der bekanntlich nur in seiner Freizeit als Komponist tätig war. Von ihm erklingt eine Auswahl an Liedern – eine Gattung, in der sich Ives nach allen stilistischen Richtungen hin auslebte und jedes Wagnis einging.

Als Frankreich noch dem Wagnerismus und dessen komplizierter Chromatik verfallen war, predigte Erik Satie einen Paradigmenwechsel zur diatonischen Schlichtheit und zur formalen Klarheit. Er begab sich damit in absolute Opposition zum damals herrschenden Zeitgeist. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese widerspenstige und latent subversive Ästhetik der Einfachheit ist das 'symphonische Drama mit Stimme' Socrate.

Eine Rückkehr zur Einfachheit, wenn auch auf ganz andere Art, schwebt dem amerikanischen Komponisten Ben Johnston vor. Hier ist es die Einfachheit von auf ganzzahligen Proportionen beruhenden Intervallen. Johnston stellte sich mit seinen von seinem Lehrer Partch beeinflussten Ideen abseits aller Strömungen der europäischen und amerikanischen Avantgarde und prägte eine Richtung, die heute unter dem Label 'Just Intonation' firmiert. An dieser Stelle sei dem Klavierhaus Then gedankt, ohne dessen Unterstützung und Neugierde auf ungewöhnliche Klavierstimmungen dieses Konzert nicht möglich wäre: Braucht es doch für Ben Johnstons Suite for microtonal piano ein höchst eigenwillig gestimmtes Klavier und einen Klavierstimmer, der bereit ist, einen Flügel auf's Genauste zu verstimmen !

Stefan Thomas: Klavier & Synthesizer; Irene Kurka: SopranStefan Thomas: Klavier & Synthesizer; Irene Kurka: Sopran

Von der Idee der 'Just Intonation' beeinflusst sind auch die Xenophonien von Stefan Thomas, allerdings benutzt der Kölner Komponist und Pianist hier Klänge, deren einzelne Komponenten keineswegs auf den ganzzahligen Vielfachen der Obertonreihe basieren. Mit diesen synthetisch erzeugten Klängen klingen herkömmliche Intervalle, wie beispielsweise die Oktave, plötzlich gar nicht mehr entspannt, während andere Intervalle, die unter herkömmlichen Bedingungen kaum erträglich wären, vom Ohr als durchaus konsonant empfunden werden. Als Konsequenz ergibt sich eine Harmonik, die auf den einzelnen Klang zugeschnitten wurde.

Diese besondere Mischung von musikalischen Merkwürdigkeiten aus der Feder von Sonderlingen erwartet Sie am 11. Februar 2011 um 20 Uhr im Musikhaus Then, Wormser Str. 41-43, 50677 Köln

Kawai Flügel und PianosKawai Flügel und Pianos
Förster Pianos & FlügelFörster Pianos & Flügel
gebrauchte Instrumente, gut gepflegt und fachmännisch aufbereitetgebrauchte Instrumente, gut gepflegt und fachmännisch aufbereitet

Klaviere Then  •  Wormser Str. 41-43  •  50677 Köln  •  Tel. (0221) 38 43 21

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